In Ewigkeit

FSK 18 - Triggerwarnung

M*rd, Selbstm*rd, V*rgewaltig*ng

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Ich hätte ihr nicht so viel Laudanum geben sollen. Jetzt wird sie rund um die Uhr schlafen, einen tiefen, traumlosen Drogenschlaf, der keine bewussten Erinnerungen zulässt…“
– Erik, Susan Kays “Phantom“

Nun ist also eindeutig geklärt, wo er für sie steht und – das noch mehr – worauf er hoffen darf: Nichts.
Sie wird ihn niemals freiwillig in ihr Herz einlassen, und erst recht nicht in ihren Körper, nach dem ihn so sehr verlangt. Nur wenn seine Musik zu ihr spricht, gibt sie sich willig hin.
Ihm wäre nicht im Traum der Gedanke gekommen, dies auszunutzen; noch vor zwei Stunden hätte es ihn zutiefst abgestoßen, etwas von Christine zu nehmen, das sie ihm nicht aus ihrem eigenen freien und bewussten Willen gibt. Doch jetzt stehen die Dinge anders. Jetzt hat er Gewissheit. Er wird sie gegen ihren Willen haben oder gar nicht.
Für einen Moment schließt er die Augen und atmet heftig durch. Sein Leben lang ist ihm alles verwehrt worden, alles, worauf es auf dieser Welt ankommt; und wenn sein letzter Rest Stolz und Selbstachtung schon unter Christines zierlichen Füßen enden soll, dann richtig. Was hat er schon zu verlieren! Nichts mehr! Gar nichts…
Er lässt sich auf das Bett niederfallen, dass die Federn quietschen und Christines regloser Leib durchgeschüttelt wird. Mit wütenden Bewegungen reißt Erik ihre Decke beiseite und zerfetzt ihr Nachthemd, bis sie nackt vor ihm liegt, in all ihrer blassen, unschuldigen Pracht.
Unschuldig? Nein. Herzlos und undankbar, das ist sie! Hat er nicht alles für sie getan? Hat er nicht ihre Stimme befreit und die schüchterne Mademoiselle Daaé zu dem gemacht, was sie immer hatte sein wollen? La Daaé, wenn auch nur für eine Nacht? Hat er sie nicht getröstet, beschützt, ihrem Leben neuen Sinn gegeben? War er nicht immer ein perfekter Gentleman? Er hat sie nicht einmal berührt verdammt!
Doch für sie, die egoistische… kleine… Schlampe ist er trotzdem nicht mehr als ein ekelhaftes Tier! Oh ja, sie hat Verständnis, oh ja, sie hat Mitleid, aber – oh nein! – ihr Herz wird stehen bleiben, wenn er sie berührt! Sie will ihn weit fort von sich wissen und einen Schal breiten über die zerquetschten Reste seiner Existenz, damit sie sie nicht ansehen muss mit ihren schönen braunen Augen.
„Was immer du wünschst, soll geschehen, Mademoiselle, wie gewohnt und wie gehabt.“ knurrt er kalt. „Aber zuerst wirst du deine Schulden bei mir begleichen.“
Lautstark landet seine Maske in der Zimmerecke.
Keine Zärtlichkeit für Erik, kein Kuss zu seinem Geburtstag. Doch das ist nun vorbei!
Seine Kleider fliegen in einem chaotischen Haufen auf dem Boden, ehe er sich wie ausgehungert auf Christines Mund stürzt. Oh, sie schmeckt süß, herrlich süß, und sie schreit nicht, wehrt sich nicht gegen das Öl, das er zwischen ihre Beine gießt, gegen seine Lippen, seine Hände, sein Geschlecht. Keine Panik mehr, niemand flieht, niemand bricht durch eine Balustrade, niemand wird ihn verraten.
Er keucht und ergießt sich in sie, tastet wie haltsuchend nach ihren Fingern, küsst sie, um sie zu wärmen…
Wärme… Stille… Leere… Ja, er ist plötzlich ganz leer. Die Wut auf seinen Engel ist vergangen und verraucht, beinahe so, als wäre sie nie gewesen.
Stumm lehnt er seine Stirn an ihre.
Du bist schön, Christine, weißt du das? Wunderschön. Doch auch das geht vorbei. Jetzt hast du nichts mehr. Und ich auch nicht. Es gibt uns nicht mehr.
Träge rollt er sich von ihr herunter und geht, nackt wie er ist, aus dem Zimmer. Er lässt die Katze aus dem Haus, dann holt er das nurmehr halbvolle Fläschchen mit dem Laudanum aus seinem Zimmer und füllt die trübe Substanz in ein Glas.
Tropf-tropf-tropf… das sollte reichen… tropf-tropf-tropf… er wird schlafen… tropf-tropf-tropf… schlafen wie sie… tropf-tropf-tropf… und nicht wieder erwachen…
Als das Fläschchen ganz ins Glas geleert ist, fügt er etwas Wasser und Zucker hinzu, mustert das Gemisch kurz und trinkt dann aus.
Es schmeckt immer noch bitter. Alles ist bitter.
Müde legt er sich schließlich wieder zu Christine, seinen Kopf an ihrer stillen Brust, ihre kalten Hände an seinem Körper bergend.
In Ewigkeit.
Amen.

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