Stift-Review: Der Platinum ‚Preppy‘ Federhalter

/ April 16, 2014

Füller. Ich wollte einen Füller. Einen, der zu meiner Schreibweise passt. Also habe ich nach Füllern mit einer sogenannten ‚hooded nib‚ gesucht – einer Feder, die größtenteils vom Schaft des Stiftes verdeckt ist, so dass man sie weit unten fassen kann, ohne nachher die Finger voll Tinte zu haben.
Es gibt auf amazon erstaunlich viele Füller dieser Art, wohl weil sie unter anderem in Japan die Standardvariante für Schulkinder sind. Diese Schulfüller sind extrem günstig, nur laut der meisten Reviews nicht als Stücke für die Ewigkeit ausgelegt (Schulfüller halt). Die hochwertigeren Exemplare kosten leider schon wieder mehr als ich jemals für einen Stift ausgeben würde.

Bei meiner Suche bin ich allerdings auch über den Preppy von Platinum gestolpert. Der hat zwar keine hooded nib, aber eine relativ kurze Feder und zwischen Schaft und dieser Feder einen Spalt, in dem man – so überlegte ich – ein selbstgemachtes Kapüzchen verankern könnte. Der Preppy ist ebenfalls sehr günstig, schneidet in Sachen Haltbarkeit aber wesentlich besser ab als die hooded nib Füller.
Hab ich mir also gleich zwei bestellt. Damit ich an einem ohne Rücksicht auf Verluste rumhacken kann.

Hier erstmal mein Eindruck vom Füller, darunter dann mehr zu meinen Hackversuchen.

Der Preppy ist fast genau so lang wie mein Lamy Safari, aber leichter, vor allem die Kappe ist nicht so klobig. Es gibt ihn in einer Reihe von Farben – bunt sind allerdings nur der Bügel der Kappe, die Feder und die Tinte, der Rest des Gehäuses ist farblos mit den Preppy-Schriftzug, einer Zeile Kanji auf weißem Grund und einer Zeile mit Barcode, Typenbezeichnung und mehr Kanji. Die Tintenpatronen sind proprietär, das heißt, man kann keine Standardpatronen einsetzen; es gibt allerdings einen Adapter für kleine Standardpatronen und Nachfüllen ist immer eine Option.

Ich habe einen Preppy mit einer .3mm-Feder genommen, und die Strichdicke ist wirklich ziemlich dünn. Die Feder ist hart, aber überhaupt nicht kratzig. Im Gegenteil, die gleitet in allen Richtungen nur so übers Papier – vor allem mein Schnellschreibpapier – und man kann auch mir der Oberseite der Feder schreiben, wenn man will.

Auf rauhem Papier läuft der Preppy im Vergleich mit meinem Lamy etwas aus, also, die Strichdicke nimmt deutlich zu. Die Tinte trocknet aber auch auf glattem Papier recht schnell (sowohl die mitgelieferte von Platinum, als auch die schwarze Lamy, mit der ich nachfülle), das heißt, der Preppy ist nicht wirklich ein nasser Füller.

Die Kappe hält ohne Gewinde und hat innen so eine zusätzliche, gefederte Plastikhaube, die sicherstellt, dass die Feder trotzdem nicht austrocknen kann. Der Bügel scheint mir nicht so super stabil, aber er ‚greift‘ ziemlich fest.

Hier ein unscharfes Foto einer Schriftprobe:
IMAG0169

Kommen wir zu den Hacks.

Mein erstes Problem mit dem Preppy war gar keins. Aber fangen wir am Anfang an.
Ich wollte also ein Kapüzchen basteln und habe das auch getan, mit viel Geduld, dicker Plastikfolie und Heißkleber. Aber es hat einfach nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das Ding blieb in der Kappe hängen oder löste sich beim Schreiben.
Ich wollte schon aufgeben und mich damit abfinden, dass ich zwei super toll schreibende, aber nutzlose Füller erworben hatte. Doch dann (!) fiel mir erneut auf, wie kurz doch die Feder des Preppy ist. Eine Idee reifte. Ein Plan…
Flink nahm ich meinen so perfekt in der Hand liegenden Pilot Supergrip, brachte meine Finger in die richtige Position und verwendete ein Maßband, um herauszufinden, wie weit die Schreibspritze von der meines Daumens entfernt war (mein Daumen ist der tiefstliegende Finger, ja, ich weiß, ich bin komisch, wer schreibt denn so, ich schreibe so, deal with it). Die Antwort: Genau 1cm.
Ich nahm den Preppy zur Hand, tiefstmögliche Daumenstellung: 1cm.
Ich nahm zum Vergleich den Lamy Safari: 1.5cm.
Ha!!!
Der Platinum Preppy war also schon im fabrikneuen Auslieferungszustand für meine Schreibhaltung geeignet. Welche Freude.

Das zweite Problem mit dem Preppy war die extrem glatte Griffzone.
Zuerst hab ich die mit einer Feile aufgerauht, aber das hat nicht viel gebracht. Also hab ich die schweren Geschütze ausgepackt: Meine Heißklebepistole.
Es war etwas Frickelei, den Kleber dünn genug aufzutragen, damit die Kappe noch über alles drüber passt, aber das hab ich dann auch noch geschafft.

Jetzt bin ich sehr glücklich mit meinem Platinum Preppy.
Ich wünschte nur, die Patrone wäre durchsichtiger…

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2 Kommentare
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Heike Noll
9 Jahre zuvor

Du bist ganz schön handwerklich begabt. Aber eigentlich kannst du auch mit einem Stück Kohle schreiben, denn deine Schrift ist schön wie gemalt. :-)