Das ultimative Mehrwegnotizbuch – eine Bastelanleitung

/ September 14, 2013

Es gibt da eine super tolle Erfindung. Ist nur leider etwas zu teuer für hungernde Künstler_innen.
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EDIT: Die günstigere Variante ist das x17-System (gefunden über das überaus informative Notizbuchblog eben dieses Namens), das zwar mit robusten, nicht aber mit starren Covern kommt. Wenn man also, wie ich, beim Schreiben meistens keinen Tisch zur Hand hat und deshalb das Cover als Schreibunterlage taugen muss, ist das suboptimal.
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Doch verzaget nicht, meine Freund_innen! Denn ich werde euch jetzt mal verraten, wie ihr für kleinstes Geld euren eigenen Taschenbegleiter basteln könnt, den ich aus rechtlichen Gründen mal Das Ultimative Mehrwegnotizbuch nennen will.

…. Da photobucket seinen Kram nicht mehr für Lau anbietet, muss ich auf meine DA-Post zum selben Thema verweisen, bis ich Bock habe, all diese Bilder auszuschneiden und… nein, ich habe keine Kopien, warum auch *sfz*

Hier der Link:
https://tine-schreibt.deviantart.com/art/Perfect-Note-Sketch-Book-How-To-400191778

Spoiler

Ihr braucht:

Einen Aktenordner. Muss nicht hübsch oder neu oder im richtigen Format sein.
Falls euer Ordner schon das gewünschte Format hat, braucht ihr außerdem einen Schlitzschraubendreher und eine Zange, um das Gestänge herauszunehmen. Wie genau ihr das macht, erklär ich euch beim entsprechenden Bastelschritt.

Ein Stück stabiles, dickes Plastik, mindestens so breit und lang wie der Rücken eures Notizbuches sein wird – idealerweise reicht es außerdem noch für eine oder zwei Lose-Zettel-Taschen. Diese Taschen könnt ihr aber auch aus Papier oder dünner Pappe machen.

Angelschnur oder einen vergleichbar abnutzungsresistenten, dünnen Faden, sowie eine dicke Nadel, um Löcher in den Aktenordner und die Plastikteile zu machen. Zum Vernähen könnt ihr auch eine dickere Schnur verwenden (die Löcher müsst ihr dann vorsichtig mit einer Stick- oder Wollnähnadel erweitern), aber für die Längsfäden, die später das Papier halten, ist dünner definitiv besser.

Papier zum Abmessen. Wahlweise tuts auch ein Maßband, aber ich ziehe die Methoden der präalgebraischen Geometrie vor :D Ein Stift komplettiert das Set, ich hab allerdings vergessen, meinen zu fotografieren.
Außerdem braucht ihr natürlich Papier, mit dem ihr euer ultimatives Mehrwegnotizbuch später befüllen könnt. Ich hab noch ein paar Claire-Fontaine-Notizbücher hier umfliegen, die ich ausweiden werde. Schulhefte sind die wesentlich günstigere Alternative.

Eine Katze, die schreiend mitten in eure Vorbereitungen platzt, weil sie dringend mit ihrer geliebten Bürste eins auf den Arsch kriegen will (optional).
Ist er nicht süß, der kleine Mops, wie er seine Vorderfüßchen so manierlich nebeneinanderstellt?

Eine robuste Schere. Aktenordner zu zerschneiden, ist nichts für zarte Gemüter.

Klebefolie (falls ihr das Cover eures Notizbuchs selbst gestalten wollt; es sei denn, ihr wollt das ganze in Textil einbinden) und/oder Heavy-Duty-Klebeband, um Deckel und Rücken aneinander zu befestigen.
Bevor ihr das Klebeband verwendet, nehmt mal ne Nase, denn so wird euer Notizbuch später riechen. Wenn es stark riecht und/oder ihr von dem Mief Kopfweh bekommt – wie ich von dem Ductape, das ich für meinen ersten Bastelversuch genommen habe – solltet ihr es besser nicht verwenden.

Für die Covergestaltung braucht ihr Papier oder Textil im entsprechenden Format oder Buntstifte, Wasserfarben, Tinte, Bilder für eine Collage, Aufkleber, buntes Klebeband oder einen Drucker.
Ich hab mir ein nettes Fraktal ausgedruckt (und weil ich unaufmerksam bin, hab ich vergessen bei der Skalierung zu bedenken, dass der Rücken meines Notizbuches ja auch eine Breite haben wird – ah well, Perfektion ist eh für Loser).

Kleber, um euren Einband zusammenzusetzen und auf das Notizbuch zu kleben.
Auch hier empfehle ich einen Geruchstest. Mein Kleber riecht nach Vanille. Warum auch immer. Eigentlich sollte man Kinder doch eher nicht dazu ermutigen, dieses Zeug zu essen, oder?
Am besten eignet sich ein Klebestift, weil sich flüssiger Kleber nicht gut gleichmäßig dünn verteilen lässt und ihr Gefahr lauft, dass sich euer Papier wellt und nur an einzelnen Punkten haftet.

Eine Öse bzw. eine Schlaufe aus langlebigem Gummiband und einen Haken oder Knopf oder etwas vergleichbares. Idealerweise ist dieses Bauteil flach und vom Durchmesser her nicht allzu gigantisch.
Warum braucht ihr das? Weil ihr die Fäden der Bindung später lockern können müsst, um neue Seiten einzulegen.

Wenn die Bindung zu fest ist, kommt sowas hier dabei raus:

Kommen wir zum ersten Bastelschritt.

Falls euer Ordner schon das richtige Format hat, fällt der auch gleich schon weg und wird durch den ersetzt, bei dem ihr mit eurem (sauberen) Schraubendreher die Metallknöpfe an der Rückseite des Ordners an zwei Seiten anhebelt (Vorsicht, dass ihr euch das Ding nicht in die Knochen rammt!), so dass ihr sie mit der Zange zusammenfalten könnt. Das Gestänge lässt sich dann ganz einfach raushebeln (auch mit dem Schraubendreher).

Für die Der-Ordner-ist-zu-groß-Variante zeichnet ihr auf der Innenseite die beiden Deckel und den Rücken für euer Notizbuch an (widersteht der Versuchung, die Metallschiene unten zu erhalten; wenn das Ding einmal verbogen ist, ist es nicht mehr zu retten und hat sauscharfe Kanten, an denen ihr euch die Flossen aufschlitzen könnt).
Oben, unten und in der Breite solltet ihr jeweils einen guten Zentimeter draufschlagen – etwas mehr, wenn ihr genügend Platz haben wollt, um eine Schlaufe für euren Stift oder wahlweise auch die Kappe – so vorhanden – als Halterung einzukleben. Ich rate dazu, den Stift oben im Buch zu platzieren, auch wenn ihr eine Schlaufe und keine Kappe verwendet, denn so könnt ihr nachher auch die hintersten Seiten leicht umblättern, ohne dazu den Stift rausnehmen zu müssen.
Für die Breite des Rückens müsst ihr euch überlegen, wie viele Hefte ihr im Notizbuch unterbringen wollt (eine gerade Zahl ist am besten, denn das macht das Anbringen der Haltefäden einfacher). Schlagt sicherheitshalber ein bisschen Spielraum drauf.
Schneidet dann eure angezeichneten Deckel und den Rücken aus. Dabei gibt es zwei Tricks.
Erstens: Biegt um, was euch im Weg ist.

Zweitens: Zwei Schnitte setzen, einmal in jede Richtung knicken, fertig.

Danach müsst ihr nur noch die Bruchkanten ein bisschen säubern.

Als nächstes kommt die Halterung für die Bindung dran. Nehmt dazu den Rücken des Notizbuches als Schablone. Die Halterung sollte eine Winzigkeit kürzer und schmaler sein; auf keinen Fall breiter.
Wer wie ich zu faul ist, einen Folienstift rauszukramen, schneidet einfach Höhe und Breite an, falzt das Plastik vorsichtig und schneidet entlang der Falz.

Der nächste Schritt besteht, darin, zu gucken, warum die Katze so schwer geseufzt hat.
Stellt fest, dass sie geseufzt hat, weil es ihr viel zu gut geht.

Wendet euch wieder eurer Bastelarbeit zu.
Wenn ihr genügen Plastik da habt, schneidet ihr als nächstes eine oder zwei Lose-Zettel-Taschen aus. Orientiert euch bei der Größe am Format der Zettel, die ihr später drin aufheben wollt. Kalkuliert Ränder für die Naht ein.

Bei der Papier- oder Pappversion der Taschen müsst ihr stattdessen Ränder zum Festkleben stehenlassen. Faltet sie nach innen und schneidet das überflüssige Material in der Ecke weg.

Nehmt die Nadel und stecht Löcher in den eben ausgeschnittenen Plastikstreifen. Zuerst einmal rund herum – diese Löcher dienen später dazu, den Streifen am Rücken des Notizbuchs festzunähen – und dann nochmal quer über die Breite des Streifens – ein Loch für jedes Heft, das ihr in eurem Notizbuch unterbringen wollt – einmal am oberen Rand, einmal am unteren Rand und einmal irgendwo im oberen Drittel. Zuguterletzt braucht ihr noch ein paar Löcher in der Mitte, um den Haken/Knopf/das Äquivalent dazu anzunähen.

Näht den Haken/Knopf/das Äquivalent dazu an.
Messt nun die nötige Länge Schnur ab, indem ihr sie für jedes Heft ungefähr einmal längs um den Deckel des Notizbuches wickelt.
Jetzt geht es ans Einfädeln. Schneidet noch nichts von dem überschüssigen Faden ab!

Setzt als nächstes die drei Einzelteile des Notizbuchs zusammen. Dabei ist es wichtig, zwischen den beiden Deckeln und dem Rücken etwas Platz zu lassen, sonst wird es später nämlich schwierig mit dem Zuklappen.
Bringt als erstes an der Außenseite eine oder zwei Lagen Klebeband an (je nach Dicke des Klebebands), dann an der Innenseite. Benutzt die stumpfe Seite eurer Nadel, um das Klebeband innen in die Lücke zwischen Rücken und Deckel zu drücken.
Wie ihr sehen könnt, war ich mit dem Löchermachen ein bisschen übereifrig. Hebt euch das auf bis ihr das Cover fertig habt.

Nun kommt das Verhübschungsstadium. Verteilt den Kleber gleichmäßig und drückt alles gut fest. Wenn ihr möchtet, könnt ihr auch die Innenseiten verzieren. Danach kommt die Klebefolie drum.

Nähzeit! Macht Löcher! Näht Zeug fest!
Ich habe zur Verstärkung des Zusammenhaltes von Rücken und Deckel eine zusätzliche Naht an den Deckeln angebracht und die Fäden, die die Bindung im Inneren festhalten, damit verschlungen.

Wenn ihr die Bindung festgenäht habt, ist es Zeit, die Längsfäden zu spannen (das ist ein ziemliches Gefriemel wenn man einen durchgehenden Faden verwendet, aber Einzelfäden wären nur mit ebenso viel Gefriemel an der Bindung zu befestigen). Bedenkt dabei, dass ihr genügend Spiel lassen müsst, wenn ihr eine starre Öse verwendet, sonst kriegt ihr das später nicht wieder auf.
Verknotet alles gut und schneidet die Überlängen ab.

Jetzt noch die Lose-Zettel-Taschen annähen oder einkleben und eine Schlaufe für euren Stift anbringen, bzw. die Kappe befestigen. Wer es gerne wasserdicht hätte, probiert aus, ob sich die verwendeten Fäden mit extra flüssigem Sekundenkleber vertragen und stopft mit einer feinen Nadel ein bisschen davon in die Löcher an der Außenseite des Covers.

Fertig!

Ich muss sagen, ich bin ziemlich stolz auf das Ergebnis. Und ich hoffe, die eine oder der andere findet diese Anleitung nützlich.

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4 Kommentare
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Lutz
10 Jahre zuvor

Danke für die tolle Anleitung (gefunden habe ich sie übrigens über den Notizbuchblog). Ich werde das definitiv mal ausprobieren.
Eine Frage treibt mich dabei allerdings um: Wie macht man das, wenn man keine Katze hat? ;-)

Kathi
9 Jahre zuvor

Ich weiß noch nicht, ob ich es gebrauchen werde, aber die Anleitung hast du ganz wunderbar gemacht! Vielen Dank!! Sehr sehr hübsche und vor allem nützliche Idee!