Kunst: Geldverbrennung mit Niveau
Ich gucke gerade eine Doku über Kunsttransporte auf arte.
Es ist echt unglaublich, wieviel Geld da im Klo runtergespült wird. Ganz im Ernst, kein vom Menschen geschaffenes Ding, dessen einzige Funktion ist, an einer Wand zu hängen/in einem Raum rumzustehen und angeglotzt zu werden, kann millionen von Dollar wert sein! Das ist doch absurd ohne Ende.
Man stelle sich vor, die Leute würden die Kohle, anstatt sie aus Jux zu verbrennen – aka in Kunstwerken anzulegen – in nachhaltige soziale und wissenschaftliche Projekte investieren.
Ohne Kunst* wäre die Welt besser dran.
Realistisch gesehen würden die Leute die freigewordene Kohle aber eher für andere Statusobjekte ausgeben. Dann was will ich mit humanistischem Verhalten, wenn ich mir mit Goldstaub den Arsch pudern kann?
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*ohne die pekuniäre Überhöhung von Kunst; nicht ohne Kunst als Ausdrucksmittel.
Danke, Ehemann, für diese Korrektur ;)
Ich stimme dir prinzipiell zu, dass Millionen von Euro/Dollar in Kindergärten oder Altenheimen oder Tierschutzprogrammen sicherlich besser augehoben wären, als in Markennamen (berühmte Künstler sind auch nur eine Form von Label;), genauso, wie es meiner Meinung nach besser wäre jeder Krankenschwester 50.000€ im Jahr zu zahlen, statt einer Handvoll Spitzenfußballern 100Millionen im Jahr.
Trotzdem finde ich Kunst als Ausdrucksmittel hat eine solche Lebensberechtigung, dass ich den Satz sogar noch weiter verallgemeinern würde: Ohne Statussymbole wäre die Wlet besser dran….
Es geht ja nicht darum, dass, wenn es keine Kunstwerke gäbe, Menschen nicht soviel Geld dafür ausgeben könnten. Dasselbe Geld würden dieselben Menschen dann eben für Autos, Designerkleidung, unnötige Chirurgie oder goldgepuderte Currywürste ausgeben – alles Dinge deren Marktwert in keinem Zusammenhang mehr mit dem eigentlich Materialwert steht, die aber einen scheinbar in 95% der Menschheit eingebauten Minderwertigkeitskomplex kompensieren sollen.
Also könnte man auch sagen: Ohne Minderwertigkeitskomplexe wäre die Welt besser dran…und dann sind wir wieder bei „Dingen, die niemals eintreffen werden“…;)
Das hast du schön analysiert ;) Ich glaube aber, dass es unter dem Minderwertigkeitskomplex noch ein kausales Level gibt: Die Gruppe.
Standards dessen, was meinen ‚Wert‘ als Mensch ausmacht, werden von Der Gruppe beschlossen, um darüber regeln für ein uniformes Verhalten festzulegen und deren Einhaltung zu erzwingen.
Gäbe es Die Gruppen und ihre Beschlüsse nicht, wäre ich in meiner Selbstwertfindung ganz auf mich selbst zurückgeworfen und könnte frei von ständig mir aufgezwungenen sozialen Auf- und Abwärtsverlgeichen bestimmen, dass ich genau so viel wert bin wie alle anderen, weil ich genau so Mensch bin wie alle anderen.
Menschen sind soziale Tiere und Die Gruppe ist ein Teil unserer Programmierung, dem wir uns nur schwer entziehen können; von daher stimme ich dir dahingehend zu, dass man hier kaum – und schon gar nicht kurzfristig – eine umfassende Weltverbesserung erreichen kann.
Aber so sehr die Probleme doch immer die selben bleiben, hat sich ihre Art der Äußerung über die Entwicklungsgeschichte der menschlichen Gesellschaften stark gewandelt; von theokratischen, frauenverachtenden Sklavenhaltern sind wir zu einer sekularen Gesellschaft gereift, die Frauen zumindest auf dem Papier gleiche Rechte und ihren Sklaven (Zeitarbeitern) den rechtlichen Stand als Bürger gewährt.
Die Probleme zumindest ein Stück weit erkannt zu haben, auch wenn man sie nicht für die gesamte Menschheit lösen kann, hat auch einen gewissen Wert, meiner Ansicht nach.
Wenn ich zu erkennen meine, was mit der Welt ursächlich nicht stimmt, kann ich versuchen, es in meinem eigenen Leben anders – und hoffentlich besser – zu machen. Das ist dann schon ein Mensch weniger, der bei diesem Spiel mitspielt, und ein Mensch weniger, der die destruktive Haltung tradiert, indem er sie anderen entgegenbringt.