Die einzig wahre Gender-Wahrheit

/ August 28, 2015

Ein Ausschnitt einer Liste von nicht-binären Gender-Symbolen

Gender Symbols by CaaLoba (Ausschnitt)

Eigentlich wollte ich diesen Artikel erst schreiben, wenn mein Binder angekommen ist und ich Gelegenheit hatte, damit noch weiter in meine Geschlechtsidentität oder Nicht-Geschlechtsidentität hineinzuforschen, aber dann bin ich kurz hintereinander erst auf die Kommentare hier und dann dieses Video hier gestoßen (man beachte auch die destruktive Scheiße in den related Videos, in denen unter dem ableistischen, transphoben Term ‚Genderwahnsinn‘ soziale Ignoranz verbreitet wird), und grad könnt ich echt nur noch kotzen.

Auf DeviantArt habe ich schon einen Kommentar abgelassen, den ich hier noch mal auf Deutsch und in erweiterter Form posten möchte, um mein kleines Tröpfchen Benzin dem Tank des Trabi Der Sozialen Gerechtigkeit hinzuzufügen.

Und zwar habe ich eine Frage and Leute, die der Meinung sind, dass das binäre System, in dem hier in Deutschland die soziale und biologische Geschlechtlichkeit von Menschen organisiert wird, wahr, richtig, wichtig, angemessen, gut und unverzichtbar für das Weiterbestehen der menschlichen Gesellschaft ist:

Wie um alles in der Welt kommt ihr auf diese Idee?!

Ist es, weil die Männlich/Weiblich-Genderrollen ein uraltes Konzept sind, das als absolut verbindliche, verpflichtende und unumgängliche Vorschrift entwickelt wurde, von einer allwissenden, den gesamten Globus umspannenden Kultur, die schon vor Jahrtausenden genau wusste, wie menschliche Sexualbiologie funktioniert (Geschlechts-Chromosomen, Hormone, Primäre und Sekundäre Geschlechtsmerkmale usw.)?

Ist es, weil es schon in dieser uralten, extrem liberalen globalen Einheitskultur so total offensichtlich war, dass es Frauen rein physisch unmöglich ist, etwas maskulines zu tun (Autofahren, Kopfrechnen, Regieren) und dass Männern alle femininen Tätigkeiten vollkommen verschlossen und fremd sind (Kinder großziehen, Tanzen, Poesie schreiben), so dass Männer und Frauen ohne entsprechende/n Partner/in völlig lebensunfähig sind?

Ist es, weil es noch nie in der Geschichte der Menschheit vorgekommen ist, dass jemand nicht schon rein auf Basis seiner äußerlich sichtbaren Genitalien eindeutig entweder dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden konnte?

Ist es weil Intersex-Individuen nicht existieren, und sich dieses Wort nur jemand mal ausgedacht hat und alle es so witzig fanden, dass aus Gründen der Tradition noch heute Forschungsgelder in diesen Jux investiert werden?

Ist es, weil es mit den Naturgesetzen absolut unvereinbar ist, dass sich jemals ein Mensch nicht zu 100% mit dem ihm zugewiesenen, entweder männlichen oder weiblichen Geschlecht identifiziert?

Ist es die natürliche, klare Abgrenzung, die Frauen von allem Männlichen und Männer von allem Weiblichen Tun, Denken und Empfinden fern hält und dafür sorgt, dass es keinerlei Überlappung, Gemeinsamkeit oder Unklarheit gibt?

Ist es, weil es auf der gesamten Welt zu keiner Zeit der Geschichte jemals auch nur eine einzige Kultur gab, die nicht auf einem binären Gendersystem mit der absolut, perfekt und 100% exakt gleichen Rollenverteilung basierte wie wir es von Europa gewohnt sind?

Ist es, weil bisher jede Form der Liberalisierung von Gesellschaftsnormen und jedes Hinterfragen unserer sozialen Konstrukte die sofortige und totale Vernichtung sämtlicher Aspekte der gesamten sie durchführenden Kulturregion nach sich gezogen hat?

Falls jemand auf eine dieser Fragen mit ‚Ja‘ geantwortet hat: Das tut mir leid für dich.

Aber es gibt eine Reihe von guten Stellen, an denen du deine eigene soziale Bildung in die Hand nehmen und mit der Recherche beginnen kannst: Intersexualität, Two-Spirit, Fa’afafine
Auch unter den nicht-menschlichen Tieren gibt es eine ganze Reihe von Phänomenen, die dir helfen können, deinen Cis-Sexismus zu hinterfragen: Schnecken sind zum Beispiel Zwitter. Bei vielen Tieren haben standardmäßig die Weibchen XY-Chromosme und die Männchen XX (wird dann als ZW bzw. ZZ bezeichnet, um diesen Fakt klarzustellen). Wenn einer Gruppe Anemonenfische das Weibchen wegstirbt, verwandelt sich das stärkste Männchen in ein Weibchen. Und die allermeisten Vogelmännchen haben keinen Penis.

Fazit:
Es gibt da draußen Leute, die sich offensichtlich in ihrer Genderrolle wohl genug fühlen, die sich mit ihrem Label identifizieren und die auf Fragebögen bei ‚Geschlecht‘ eines der beiden Kästchen ankreuzen können, ohne dabei ihr eigenes Identitätsempfinden verraten zu müssen. Diese Leute denken größtenteils im Alltag nichtmal im Ansatz über ihr eigenes Geschlecht nach, es spielt für sie keine Rolle.
Und es macht mich stinksauer, dass, wenn dann andere Menschen ankommen und ihnen mitteilen, dass sie sich in der gleichen Weise wohl und selbstverständlich fühlen möchten, diese Leute plötzlich ausrasten und sich demonstrativ in ihrer Identität und ihrer ganzen Art zu leben bedroht fühlen, nur weil diese Menschen dazu andere Label als männlich/weiblich verwenden.
Es war euch vorher nicht wichtig, warum ist es euch jetzt auf einmal wichtig genug, um anderen Menschen dafür Verständnis und Mitgefühl zu verweigern?

Genau so wie es heterosexuelle Menschen in keiner Weise beeinträchtigt, wenn homosexuelle Menschen einander heiraten dürfen, beeinträchtigt es cis-gender Menschen in keiner Weise, wenn trans-gender Menschen die Anerkennung ihrer Existenz und die Verwendung angemessener Begrifflichkeiten einfordern.

Es werden ständig neue Musikrichtungen entwickelt, neue literarische Genres, neue Modestile, und die meisten Leute haben keinerlei Problem damit, die entsprechenden Künstlerinnen, Autorinnen und Kleider-Trägerinnen in einer Weise zu behandeln, die reflektiert, dass sie diese kulturelle Neuerung vielleicht nicht besonders ästhetisch finden, sie aber doch als Fakt des Lebens anerkennen, egal wie schnell die Trends aus dem Boden sprießen. Und Leute wie Diddy und The Artist werden weiterhin ernst genommen, auch wenn zeitweise nur sie selbst sicher sind, wie sie gerade heißen.
Aber Gender? Sexualität? Transgender Menschen, die mit anderen Pronomen und Vornamen angesprochen werden möchten? Totale Überforderung, unmögliche Ansprüche, affig, albern, überzogen. Dubstep und Lady Gaga können wir hinnehmen, aber Gender-Fluidität? Das ist eindeutig zu viel verlangt.

Falls dieser Vergleich von Gender und Musikrichtungen Fragen aufwirft:
Gender sind ein soziales Konstrukt. ‚Männlich‘ oder ‚Genderless‘ sind ausgedachte Worte und wir haben uns willkürlich entschieden, Leute, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, damit zu bezeichnen.
Musikrichtungen sind ein soziales Konstrukt. ‚Jazz‘ oder ‚Dubstep‘ sind ausgedachte Worte und wir haben uns willkürlich entschieden, Musik, die bestimmte Voraussetzungen erfüllt, damit zu bezeichnen.
Niemand zweifelt an der realen Existenz von Dubstep-Musik. Aber Leute zweifeln an der realen Existenz von geschlechtslosen Menschen.
Außerdem lässt sich hieraus ein hübsches Gedankenexperiment machen, das unter Umständen hilfreich ist:

Screamo, Schlager, Dubstep

Kurz nach deiner Geburt wird deinen Eltern ein Zettel mit einem sehr kurzen Fragebogen ausgehändigt, auf dem schon jemand ein Kreuzchen gemacht hat.

Welchem Genre gehört die Lieblingsband eures Babys an?
( ) Screamo
( ) Schlager

Dieser Fragebogen wird dein weiteres Leben bestimmen – welches Spielzeug du zum Geburtstag bekommst, welche Farbe deine Kleider haben, wie deine Kleidung geschnitten sein darf, wie du dich in der Öffentlichkeit gebärden darfst, wie andere Leute dich ansprechen, ob andere Leute dir zuhören oder dich ständig unterbrechen, wie deine Zukunftspläne aussehen dürfen, wie viel du in deinem Job verdienst, ob du dafür gelobt oder bestraft wirst, wie viel Sex du mit wie vielen anderen Menschen hast, ob man dir eher die Schuld gibt oder dich eher auslacht, wenn du sexuelle Gewalt erlebst, ob du deine Freunde in den Arm nehmen darfst oder nicht, ob du weinen darfst oder nicht, ob du wütend sein darfst oder nicht.
Und wann immer jemand auf das Thema ‚Musik‘ zu sprechen kommt, musst du diese Antwort geben.

Aber entscheide doch mal selbst, um dir ein bisschen mehr Freiheit zu geben:

Welchem Genre gehört deine Lieblingsband an?
( ) Screamo
( ) Schlager

Setze ein Kreuzchen. Du kannst nicht kein Kreuzchen setzen. Und wenn du dein Kreuzchen gesetzt hast, musst du für den Rest deines Lebens jeden Tag diese Musik hören und dich entsprechend kleiden und verhalten. Es gibt keine Alternative.
Wenn du verweigerst, ein Kreuzchen zu setzen und das auch offen zeigst, hast du verloren. Niemand wird das verstehen. Jeder wird dich fragen, warum du kein Kreuzchen gesetzt hast. Du wirst für den Rest deines Lebens erklären müssen, dass deine Lieblingsband hauptsächlich Speed Metal spielt (aber auch ein bisschen Glam-Rock-Einschlag hat) und dafür schiefe Blick kassieren. Die Leute werden kichern oder aggressiv werden, manche werden dir Prügel androhen, andere dich für krank oder eine Spezielle Schneeflocke halten, deine ‚Speed Metal Phase‘, aus der du doch wohl sicher rauswachsen wirst, wird nicht ernst genommen, und in Kommentarspalten wirst du als Speedfresse oder Pop-Prinzessin beschimpft.
Wie fühlt sich das an?

Und wie ist es hiermit:

Welchem Genre gehört deine Lieblingsband an?
( ) Screamo
( ) Schlager
( ) Speed Metal
( ) Glam-Rock
( ) Andere: ___________
( ) Ich höre keine Musik

Besser? Schon ein bisschen, oder?

[Einklappen]

——————————————————
EDIT: Have some science to top it off.
EDIT: And some more: Sex isn’t Chromosomes

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Ela Sonntag
Ela Sonntag
8 Jahre zuvor

Hmm ich möchte in keinster Weise deine Argumentation irgendwo hinführen, wo sie nichts zu suchen hat, aber ich denke das Problem ist tatsächlich eher, dass heutzutage ALLES angefeindet wird, das irgendwem nicht in seinen „früher war das aber nicht so“ Kram passt – Dubstep und Lady Gaga ganz vorne mit dabei. Hatespeech ist heutzutage scheinbar abgestumpfte Normalität und jedem Menschen, der nicht zu 100% den eigenen Vorstellungen darf man seine Intelligenz und den Respekt oder sogar Basis-Menschenrechte absprechen, das scheint eine völlig logische Konsequenz für viele Menschen zu sein, egal ob es um das neue Vogue-Cover, die neue einzig wahre Diät oder den Bau von Flüchtlingsheimen geht.

Dass sich an Geschlechterrollen etc. soviel mehr Hass und Intoleranz abarbeitet, als am Vogue-Cover oder Lady Gaga (wobei beide natrülich damit auch irgendwie was zu tun haben), liegt vermutlich daran, dass sich nur eine begranzte Menge von Menschen für Mode oder elektronische Musik interessieren, während aber jeder von uns irgendwie mit seiner Sexualität umgehen muss – das ist quasi unoptional, egal wie man dann damit umgeht. Also fühlen sich vermutlich einfach sehr viel mehr „Wenn du so lebenserfahren/toll/gebildet/moralisch überlegen wärest, wie ich, würdest du das auch so sehen“ Menschen sich befleißigt sich zu diesem Thema zu äußern?
Ich schrieb es letztlich irgendwo in einem anderen Zusammenhang: Von sich auf andere schließen, ist zwar nachvollziehbar, aber leider nicht clever. ;-)

tine_schreibt
tine_schreibt
Antworten  Ela Sonntag
8 Jahre zuvor

Hehe, ich will ja nix sagen, aber das war früher auch schon so, dass alles, was irgendwie ‚anders‘ ist, abgelehnt wurde, und dass die Jugend der Untergang des Abendlandes ist, wusste schon Sokrates, oder war es Plato?
Heute haben mehr Leute eine Plattform um sich mitzuteilen und ihre Intoleranz in die Welt hianus zu spucken, aber es haben auch mehr Leute die Möglichkeit, dagegen anzustinken.

Woher gerade Gender-Panik kommt, da hab ich meine eigene Hypothese zu, der ich auch noch einen Artikel widmen werde. Ich denke, es liegt an der Angst, nichts mehr über andere zu wissen, und nicht mehr Wildfremde attraktiv finden zu können, ohne die ‚Gefahr‘ plötzlich schwul auszusehen (Homophobie ist eine der Haupt-Todesursache von trans Frauen).

Maskulinist Blog
Maskulinist Blog
8 Jahre zuvor

Angeblich gibt es bis zu 4000 Geschlechter: http://www.danisch.de/blog/2015/04/09/es-gibt-4000-geschlechter/

Wo sind diese 4000 Geschlechter aufgelistet, definiert und erklärt?

tine_schreibt
tine_schreibt
Antworten  Maskulinist Blog
8 Jahre zuvor

Ich denke, 4000 ist noch eine drastische Unterschätzung. Es gibt 7 Milliarden Menschen auf der Welt, von denen jeder einzelne mit einer ganz eigenen Palette an Gefühlen und Gedanken auf die Aufforderung reagiert bzw. reagieren würde, sich in einer europäisch geprägten Männlich/Weiblich-Dichotomie zu verorten. Nimm dazu, dass sich diese Gefühle und Gedanken genau so situationsabhängig ändern können wie alle anderen und du hast eine unendliche Liste.

Ein guter Anfang, um vielleicht ein passendes Label für dich zu finden, könnte diese Liste hier sein: http://pastebin.com/6RsDJ9Nk Hier findest du Gender-Labels, sortiert danach, welcher Art von Gefühl, Situation oder Assoziation sie entsprechen. Und in diesem File hier: https://docs.google.com/document/d/1hg9GVoe6ShYyqBwmGjRon-ZwK9_2qcgr75jh8r7D_rE/edit findest du Definitionen für diese Gender, alphabetisch sortiert.

Die beiden Listen sind unabhängig voneinander, d.h. sie überlappen sich nur teilweise und nach einigen Definitionen musst du vielleicht eigenständig suchen.

Maskulinist Blog
Maskulinist Blog
Antworten  tine_schreibt
8 Jahre zuvor

Ich bin weiß, heterosexuell und männlich. Das „Standardmodell“ also. Irgendwelche geschlechtliche Identitäten brauche ich nicht.

Was mich aber wundert ist die Tatsache, dass die Genderwissenschaften (noch?) kein allgemein anerkanntes Lehrbuch herausgebracht haben, wo einfach mal drin steht, wieviele Geschlechter es zumindest gibt und wie sie sich voneinander abgrenzen (lassen).

Oder gibt es gar ein Baukastensystem, womit man sein Gender konstruieren kann?

tine_schreibt
tine_schreibt
Antworten  Maskulinist Blog
8 Jahre zuvor

‚Männlich‘ ist eine Geschlechtsidentität, und da du sie verwendest, scheinst du sie auch zu brauchen.
Außerdem ist ‚männlich‘ genau so ausgedacht und willkürlich wie ‚bigender demigirl‘, und deine Identifikation oder Nicht-Identifikation mit dem Label ist genau so emotional und irrational wie die jeder anderen Person.
Es gibt keinen Ausweg aus deinem kulturellen Zusammenhang, deiner Psyche und den Bedingtheiten ihrer Interaktion miteinander.

Die Sache ist, dass Genderforschung deskriptiv ist und nicht preskriptiv, und wie ich schon in meiner ersten Antwort sagte, gibt es wahrscheinlich annähernd so viele Geschlechtsidentitäten wie es Menschen gibt, die in Kulturen mit einem Konzept von ‚Geschlecht‘ leben. Es wäre unmöglich, alle Menschen dazu zu befragen und das dann auch noch in einem Buch festzuhalten.

Was würdest du eigentlich mit so einer Liste tun, wenn du sie hättest?

Maskulinist Blog
Maskulinist Blog
Antworten  tine_schreibt
8 Jahre zuvor

Ich halte „männlich“ und „weiblich“ nicht einfach nur für ausgedacht. Ohne die beiden Geschlechter und die geschlechtliche Zuchtwahl wären wir heute nicht hier. Außderdem kann man schnell feststellen ob jemand männlich oder weiblich ist; ein kurzer Blick in den Schritt kann schnell helfen! :-)

Um eine (Gender)Wissenschaft als Wissenschaft anzuerkennen, müssen wissenschaftliche Arbeitsstandards eingehalten werden. Somit ist es essentiell, dass es zumindest mal einen groben Umriss darüber gibt, was da eigentlich jetzt genau erforscht werden soll. Und da ist so eine Liste mit den verschiedenen Geschlechtern ein großer Schritt in die richtige Richtung.

„Was würdest du eigentlich mit so einer Liste tun, wenn du sie hättest?“

Ich würde sie mir durchlesen und darauf achten, wie die einzelnen Geschlechter beschrieben und wissenschaftlich begründet werden. Dann würde ich schauen, ob auch noch andere Genderlehrstühle ähnliche Listen herausgebracht haben. Dann würde ich diese Listen vergleichen und sehen, ob sowas wie ein Diskurs stattfindet: sind die Ergebnisse falsifizierbar, oder werden sie einfach nur als „Das ist halt so!“ hingenommen und dem Leser als wahr vorgesetzt?

Das sind so die Dinge, die mich doch sehr interessieren.

tine_schreibt
tine_schreibt
Antworten  Maskulinist Blog
8 Jahre zuvor

„“Außderdem kann man schnell feststellen ob jemand männlich oder weiblich
ist; ein kurzer Blick in den Schritt kann schnell helfen!““

Ich widerhole mich, aber…. Intersexualität ist ein reales Phänomen und wesentlich häufiger als du denkst.
Du persönlich könntest XX-Chromosome haben (oder eine genetische Chimäre aus XX- und XY-Zellen sein) und nichts davon wissen. Du könntest einen Uterus und Eierstöcke haben, von denen du nichts weißt, weil noch niemand deinen Bauch aufgeschnitten und reingesehen hat. Du könntest ein Testikel und einen Eierstock in deinem Hodensack haben.
Du weißt es nicht. Du bezeichnest dich als ‚männlich‘, weil du von außen dem stereotypen Muster in ausreichendem Maße entsprichst, aber du könntest biologisch etwas völlig anderes sein.

„“Ohne die beiden Geschlechter und die geschlechtliche Zuchtwahl wären wir heute nicht hier.““

Was soll dieser Satz überhaupt bedeuten?
Dir ist schon klar, dass ‚wir‘ im Verlauf der Evolution vom Einzeller zum modernen Menschen eine ganze Reihe von reproduktiven Modellen benutzt haben, angefangen bei der Zellteilung über Hermaphroditismus, eventuell den spontanen Geschlechterwechsel wie ihn heute noch Anemonenfische durchmachen, und dass wir die Gene dafür noch immer in uns tragen?
Es gibt nicht-menschliche Spezies, die sind seit millionen von Jahren als Hermaphroditen oder Geschlechtswechsler unterwegs und kommen sehr gut zurecht.

„“Dann würde ich diese Listen vergleichen und sehen,
ob sowas wie ein Diskurs stattfindet: sind die Ergebnisse
falsifizierbar, oder werden sie einfach nur als „Das ist halt so!“
hingenommen und dem Leser als wahr vorgesetzt?““

Das binäre Geschlechtersystem hält der Überprüfung, die du in diesem letzten Absatz vorschlägst, nicht stand.
Es sind Lehrstühle von Universtitäten, Studien, wissenschaftliche Untersuchen, Analysen, die dir sagen: „Das binäre Geschlechtersystem hat keine biologische Basis und ist somit wissenschaftlich und sozial gesehen unhaltbar.“

Jetzt musst du dich entscheiden: Willst du deinem eigenen wissenschaftlichen Rigor folgen, oder dich lieber aus emotionalen Gründen an ein obsoletes System klammern?
Und wenn du letzters wählst: Woher diese Bigotterie? Warum sind in deinen Augen nicht-binäre Geschlechter nur so gut wie die Wissenschaft, die ihre Existenz belegt, während du das binäre System entgegen aller Fakten überdauern sehen willst?

tine_schreibt
tine_schreibt
6 Jahre zuvor

Oh, wow, ja, vor allem der Spruch mit der Natur. So Späße wie Spina bifida und Krebs sind also auch keine schmerzhaften ‚Fehler der Natur‘? -.-

Lara134
Lara134
Antworten  tine_schreibt
6 Jahre zuvor

Da sie ja keine Fehler macht wohl nicht…. *Ironie* Es interessiert mich jetzt echt sehr was er dazu gesagt hätte.